1. Bericht zur Istanbul Konvention in Frankfurt

Es wird deutlich, dass der Träger der Beratungsstelle gewaltfreileben, der Verein Broken Rainbow, mit der Beratungsstelle zentraler Anbieter für die psychologische und psychosoziale Versorgung von Gewalt betroffenen queeren Menschen (LSBTIQA+) ist. Das genügt jedoch nicht. Es fehlen vor allem Schutzeinrichtungen für queere Menschen, die von Gewalt betroffen sind, besonders schwierig ist die Lage für trans* Frauen.

Einschätzung der Koordinierungsstelle zur Umsetzung in Frankfurt
In Frankfurt arbeiten laut Eigenaussage 24 freie Träger mit Personen aus dem LBTIQ*-Spektrum. Deutlich ist jedoch insbesondere die prekäre Situation von gewaltbetroffenen Trans*-Frauen, die keine Aufnahme in den lokalen Frauenhäusern erfahren. Weiterhin gibt es großen Bedarf nach Prävention z. B. durch Workshops zu Geschlechterverhältnissen und Rollenbildern und Kampagnen gegen Homo- und Transfeindlichkeit. Ein weiteres Thema ist die medizinische und psychotherapeutische Unterversorgung von Trans*-Personen, hier fehlt es an sensibilisiertem Fachpersonal. Was die Intersektion von Rassismus, Armut und Prostitution betrifft, fehlt es an einem Dometscher:innenpool für Themengebiete wie sexuelle und geschlechtliche Identität, Prostitution, Sexualität und STI98-Prävention.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in diesem Bereich an konkreten Zahlen mangelt aber die Problemlage bei den freien Trägern sichtbar wird. Obwohl es in Frankfurt ausgewiesene Expert:innen für dieses Themengebiet gibt, besteht Bedarf nach Sensibilisierung und Weiterbildung gem. ARTIKEL15 für das Fachpersonal z. B. im medizinischen Sektor oder bei den Frauen*beratungsstellen. Die Öffentlichkeit sollte über die Themen Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung besser aufgeklärt werden, um Homo- und Transfeindlichkeit strukturell abzubauen und Hürden bei der Aufnahme in Schutzunterkünfte abzubauen.

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20 Jahre Broken Rainbow e.V.

Der Trägerverein der Beratungsstelle gewaltfreileben wird im September 2023 zwanzig Jahre alt: 20 Jahre stellt sich der Verein gegen die Diskriminierung von LSBT*IQA+ (queere Menschen) und setzt sich zugleich für die Sichtbarmachung von Gewalt in queeren Beziehungsgefügen und gegen Ausgrenzungen innerhalb der queeren Communitys ein.

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Systemisch und Queer – Pressemitteilung zur Zertifizierung durch die DGSF

Die Beratungsstelle gewaltfreileben wurde am 14.6.21 von der DGSF – Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e.V. – als systemisch organisierte und arbeitende Einrichtung zertifiziert. Die DGSF ist europaweit der größte Fachverband für Systemische Therapie/Beratung und Familientherapie – also ein Verband von Gewicht.

gewaltfreileben ist Pionier:in: Sie ist nicht nur bundesweit die erste Beratungsstelle, die den Zertifizierungsprozess in dem Verband erfolgreich abgeschlossen hat, sondern auch noch die erste QUEERE Beratungsstelle. „Wir sind stolz, diesen Prozess so erfolgreich abgeschlossen zu haben. Systemisch zu arbeiten heißt für uns aber auch, uns mit anderen Facheinrichtungen zu vernetzen und gemeinsam die Professionalisierung in der queeren Beratungslandschaft voranzutreiben“, so die Leiterin der Beratungsstelle, Dr. Constance Ohms.

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Unsere Projekte

Verinnerlichte Homo- Trans*- und Queernegativität

Nach wie vor gibt es negative Bilder und Haltungen gegenüber Menschen, di enicht den ‚gängigen‘ Vorstellungen von Geschlecht und sexueller Orientierung entsprechen: Die Idee, dass es nur zwei Geschlechter gebe, nämlich ein männliches und ein weibliches, und dass sich diese beiden Geschlechter kulturell, sexuell, wirtschaftlich, sozial und emotional auf einander beziehen (müssen), ist tief in dieser Gesellschaft verankert. Mit der Geburt werden alle Menschen mit dem Wertekanon dieser heterosexistischen Geschlechterordung vertraut gemacht, so dass alle Personen diese verinnerlicht haben.

Die Erkenntnis, von dieser Norm abzuweichen, ist zentral für das innere Coming-out. Es können Gefühle von Scham und Schuld aufkommen, weil das „Anderssein“ negativ besetzt ist. Verinnerlichte Homo-, Bi+-, Trans*- oder Queernegativität ist eng verknüpft mit psychischen Belastungen, die sich in Depressionen, geringem Selbstwert oder der Unfähigkeit, enge Beziehungen einzugehen, verbunden sind; sie kann das Coming-out verzögern oder sogar verhindern – und ist wesentlicher Bestandteil der Gewaltdynamik in queeren Beziehungsgefügen.

Gewalt in Intimpartner:innenschaften von bi+ Frauen

Gewalt in Intimpartner:innenschaften von bi+ Frauen*: Das Gewalterleben von bi+ Frauen* in ihren Partner:innenschaften wird nur selten in den Diskursen zu häuslicher Gewalt aufgegriffen. Die sich aus der Bisexualität ergebende besondere Vulnerabilität der von Gewalt betroffenen Frauen* wird in die Unsichtbarkeit verdrängt. Dabei weisen verschiedene US-amerikanische Studien auf ein deutlich höheres Risiko hin, in den Partner:innenschaften Gewalt zu erfahren als a) cis-heterosexuelle und b) cis-lesbische Frauen. In dem nunmehr abgeschlossenen Projekt haben wir uns mit den Besonderheiten der Gewalterfahrungen befasst, den aktuellen Diskussionsstand ( Broschüre Gewalterfahrungen bisexueller Frauen) zusammengefasst und einen Flyer für betroffene bi+ Frauen* erstellt.

Gewalt in den Intimpartner:innenschaften ist nach wie vor ein stark tabuisiertes Thema in den queeren Communitys. Dagegen stellen wir uns. Wir bieten (Systemische) Beratung insbesondere für bi+ Frauen*, die Gewalt oder Diskriminierungen erlebt haben oder erleben.

Gesellschaftspolitisches

 

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Dokumentation des Forschungsprojekts: Wohnungslosigkeit und Geschlecht – Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität als Risikofaktoren für und in Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit. Wohnungslosigkeit undGeschlecht_Druck_v5