Pressemitteilung des Hessischen Sozialministers Kai Klose zum IDAHOBITA+ 2023:
Wiesbaden, 16. Mai 2023

Sozial- und Integrationsminister Klose zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-,
Trans*-, Inter- und Asexualitätsfeindlichkeit (IDAHOBITA*)

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Trans*-, Inter- und
Asexualitätsfeindlichkeit (IDAHOBITA*) am 17. Mai fordert Sozial- und
Integrationsminister Kai Klose, Gewalt gegen LSBT*IQ gezielt zu bekämpfen, die
Opfer zu stärken und die Erkennung homo- und trans*feindlicher Gewalt durch
Qualifizierung und Sensibilisierung weiter zu verbessern.

„Ziel staatlichen Handelns in einer pluralistischen Gesellschaft muss sein,
jeglicher Form von Gewalt konsequent entgegenzuwirken“, mahnt Klose. „Die
Verfolgung und Ahndung homo- und trans*feindlicher Straftaten und gezielte
Täter*innenarbeit sind dafür grundlegend.“

Die Landesregierung fördert zahlreiche Initiativen, die Opfer queerfeindlicher
Gewalt beraten und unterstützen. Die Beratungsstelle
gewaltfreileben des
Vereins Broken Rainbow e.V. wird seit 2017 als Modellprojekt für die Beratung
lesbischer und transgeschlechtlicher Opfer häuslicher Gewalt gefördert. Mit dem
Projekt Vielfalt ermöglichen – Vielfältig schützen! Sensibilisierung bei
Gewalt gegen LSBT*IQ im ländlichen
Raum
des Frauennotrufs Marburg wird darüber hinaus die Entwicklung und Umsetzung
eines Konzepts vernetzter Anti-Gewalt-Beratung für LSBT*IQ im ländlichen Raum
in Mittelhessen aus Mitteln des Hessischen Aktionsplans für Akzeptanz und
Vielfalt unterstützt. Allein für Förderungen im APAV werden in diesem und im
kommenden Jahr jeweils 1,2 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.
Daneben macht die hessenweite Antidiskriminierungskampagne „Hessen. Da geht noch
was.“ Projekte, Vereine, Initiativen und Menschen sichtbar, die sich für
Solidarität und Akzeptanz engagieren. In diesem Rahmen werden kontinuierlich
Beiträge zur Sensibilisierung geleistet, u.a. zu LSBT*IQ-Themen und gegen
Queerfeindlichkeit, sei es über Instagram @sozialhessen, über Videos und Audios
zu dieser Thematik auf der Webseite
https://da-geht-noch-was.hessen.de/ oder im Rahmen kostenloser
Antidiskriminierungstrainings.

Gefördert wird aus Mitteln des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport
darüber hinaus die Beratungsstelle
response für Betroffene von rechter,
rassistischer und antisemitischer Gewalt mit dem Meldenetzwerk HESSEN SCHAUT
HIN. Die Meldestelle
HessenGegenHetze bietet als Angebot
des Hessen CyberCompetenceCenter (Hessen 3C) Betroffenen und Zeug*innen von
HateSpeech im Netz eine unkomplizierte Möglichkeit, gegen Hass im Netz aktiv zu
werden.

„Den vielen Aktivist*innen, die in Hessen anlässlich des IDAHOBITA* 2023 Flagge
gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans*-Feindlichkeit zeigen, danke ich
ausdrücklich“, so Minister Klose. „Gemeinsam mit der LSBITQ-Community begegnen
wir Diskriminierung, Feindseligkeit und Gewalt besonders wirksam. Wir danken auch
den Ansprechpersonen LSBT*IQ (AP LSBT*IQ) in allen hessischen Polizeipräsidien,
deren großes Engagement dazu beiträgt, nach innen und nach außen für
queerfeindliche Hasskriminalität zu sensibilisieren.“

Hintergrundinformationen:
Der IDAHOBITA* wird seit dem Jahr 2005 jedes Jahr am 17. Mai begangen. Er wurde
als Gedenktag gegen die Diskriminierung und Verfolgung von Lesben und Schwulen
ins Leben gerufen und erinnert an den 17. Mai 1990, den Tag, an dem die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel
gestrichen hat. Am 1. Januar 2022 entfiel auch Transsexualität aus dem
Diagnoseschlüssel der WHO. Die Namensbezeichnung des IDAHOBITA* wurde in den
vergangenen Jahren erweitert, um das ganze Spektrum sexueller und
geschlechtlicher Vielfalt abzubilden.

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20 Jahre Broken Rainbow e.V.

Der Trägerverein der Beratungsstelle gewaltfreileben wird im September 2023 zwanzig Jahre alt: 20 Jahre stellt sich der Verein gegen die Diskriminierung von LSBT*IQA+ (queere Menschen) und setzt sich zugleich für die Sichtbarmachung von Gewalt in queeren Beziehungsgefügen und gegen Ausgrenzungen innerhalb der queeren Communitys ein.

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Systemisch und Queer – Pressemitteilung zur Zertifizierung durch die DGSF

Die Beratungsstelle gewaltfreileben wurde am 14.6.21 von der DGSF – Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e.V. – als systemisch organisierte und arbeitende Einrichtung zertifiziert. Die DGSF ist europaweit der größte Fachverband für Systemische Therapie/Beratung und Familientherapie – also ein Verband von Gewicht.

gewaltfreileben ist Pionier:in: Sie ist nicht nur bundesweit die erste Beratungsstelle, die den Zertifizierungsprozess in dem Verband erfolgreich abgeschlossen hat, sondern auch noch die erste QUEERE Beratungsstelle. „Wir sind stolz, diesen Prozess so erfolgreich abgeschlossen zu haben. Systemisch zu arbeiten heißt für uns aber auch, uns mit anderen Facheinrichtungen zu vernetzen und gemeinsam die Professionalisierung in der queeren Beratungslandschaft voranzutreiben“, so die Leiterin der Beratungsstelle, Dr. Constance Ohms.

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Unsere Projekte

Verinnerlichte Homo- Trans*- und Queernegativität

Nach wie vor gibt es negative Bilder und Haltungen gegenüber Menschen, di enicht den ‚gängigen‘ Vorstellungen von Geschlecht und sexueller Orientierung entsprechen: Die Idee, dass es nur zwei Geschlechter gebe, nämlich ein männliches und ein weibliches, und dass sich diese beiden Geschlechter kulturell, sexuell, wirtschaftlich, sozial und emotional auf einander beziehen (müssen), ist tief in dieser Gesellschaft verankert. Mit der Geburt werden alle Menschen mit dem Wertekanon dieser heterosexistischen Geschlechterordung vertraut gemacht, so dass alle Personen diese verinnerlicht haben.

Die Erkenntnis, von dieser Norm abzuweichen, ist zentral für das innere Coming-out. Es können Gefühle von Scham und Schuld aufkommen, weil das „Anderssein“ negativ besetzt ist. Verinnerlichte Homo-, Bi+-, Trans*- oder Queernegativität ist eng verknüpft mit psychischen Belastungen, die sich in Depressionen, geringem Selbstwert oder der Unfähigkeit, enge Beziehungen einzugehen, verbunden sind; sie kann das Coming-out verzögern oder sogar verhindern – und ist wesentlicher Bestandteil der Gewaltdynamik in queeren Beziehungsgefügen.

Gewalt in Intimpartner:innenschaften von bi+ Frauen

Gewalt in Intimpartner:innenschaften von bi+ Frauen*: Das Gewalterleben von bi+ Frauen* in ihren Partner:innenschaften wird nur selten in den Diskursen zu häuslicher Gewalt aufgegriffen. Die sich aus der Bisexualität ergebende besondere Vulnerabilität der von Gewalt betroffenen Frauen* wird in die Unsichtbarkeit verdrängt. Dabei weisen verschiedene US-amerikanische Studien auf ein deutlich höheres Risiko hin, in den Partner:innenschaften Gewalt zu erfahren als a) cis-heterosexuelle und b) cis-lesbische Frauen. In dem nunmehr abgeschlossenen Projekt haben wir uns mit den Besonderheiten der Gewalterfahrungen befasst, den aktuellen Diskussionsstand ( Broschüre Gewalterfahrungen bisexueller Frauen) zusammengefasst und einen Flyer für betroffene bi+ Frauen* erstellt.

Gewalt in den Intimpartner:innenschaften ist nach wie vor ein stark tabuisiertes Thema in den queeren Communitys. Dagegen stellen wir uns. Wir bieten (Systemische) Beratung insbesondere für bi+ Frauen*, die Gewalt oder Diskriminierungen erlebt haben oder erleben.

Gesellschaftspolitisches

 

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Dokumentation des Forschungsprojekts: Wohnungslosigkeit und Geschlecht – Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität als Risikofaktoren für und in Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit. Wohnungslosigkeit undGeschlecht_Druck_v5